Lasst uns zunächst mit einer kurzen Einordnung von UX und UI beginnen. Wie der Titel bereits verrät, geht es um Erfahrungen. Erfahrungen, die vor, während und nach einer Interaktion mit einem Produkt, einer Dienstleistung oder einem System entstehen. Drei Dimensionen sind an diesen Erfahrungen beteiligt: der Mensch, das Design und der spezifische Nutzungskontext.1 Während sich das UX-Design darauf konzentriert, das warum und was zu analysieren, dreht sich beim UI-Design alles um das visuelle Erscheinungsbild. Also die Ästhetik. Konkret heisst das: Die Probleme und Bedürfnisse der Kund:innen in verschiedenen Nutzungskontexten versus Layout, Farben und Schriften. Hier treffen die Funktionen auf die Form und im Idealfall lautet die Maxime: Form follows function. Erfolgreiche Produkte und Services stellen die Menschen konsequent ins Zentrum, was eine fundierte User Research voraussetzt. Elementar ist hierbei die Abgrenzung zum häufig praktizierten Desk Research. John le Carré brachte es in einer Novelle treffend auf den Punkt: «A desk is a dangerous place from which to watch the world.»2
Für Menschen zu gestalten, bedeutet stets auch für Unterschiede zu gestalten. Es ist wichtig, sich zu fragen, für welche Menschen und für welche Unterschiede etwas gestaltet wird. Und es ist wichtig, diese Menschen zu befragen und zu beobachten, um unzählige kognitive Verzerrungen zu vermeiden und Nutzererfahrungen evidenzbasiert abzusichern.
Warum aber wird eine gute UX und UI zunehmend zum entscheidenden Erfolgsfaktor und Differenzierungsmerkmal von Marken und Unternehmen? Eine von Forrester veröffentlichte Studie bringt es auf den Punkt. Die Benutzeroberfläche (UI) kann die Konversionsrate einer Website um 200% erhöhen, während die Benutzerfreundlichkeit (UX) sie auf 400% steigern kann. Wer von euch kennt den Frust mit schlechter Informationsarchitektur nicht? Kann ich einen Kauf mit drei Klicks abschliessen oder wird meine Geduld mit zehn Klicks bis zur Bestellbestätigung überstrapaziert. Erfolgreiche Online-Seller wie Amazon oder Zalando zeigen, wie es geht. Hier wurde die Usability bis ins kleinste Detail auf Conversion getrimmt. Die Devise lautet: Eins-zwei-drei-meins.
Es gibt vielfältige Parameter, welche die Benutzerfreundlichkeit positiv stimulieren, angefangen bei intuitiv bedienbaren Benutzeroberflächen, Personalisierungen, Treueprogrammen und Prämien-Systemen, Sicherheit und Vertrauen, was beispielsweise für Banking-Applikationen das Zünglein an der Waage bedeuten kann. Eine schlechte UX kann hier durchaus dazu führen, dass Kund:innen die Bank wechseln. Denn auch ein neues Bank-Konto ist heutzutage nur drei Klicks entfernt. Ausserdem bietet eine überzeugende Benutzerführung erhebliches Potenzial, die Supportkosten zu reduzieren. Kund:innen schätzen es, autonom und eigenständig durch die digitalen Sphären zu surfen und belohnen positive Nutzer-Erfahrungen mit Loyalität und Treue. Dabei immer im Fokus: Was sind die wichtigsten User-Bedürfnisse, welche gelöst werden sollen? Geht es um Inspirationen, aktuelle Neuheiten oder personalisierte Empfehlungen wie beispielsweise auf Spotify oder Netflix? Oder steht der Kaufabschluss im Fokus und damit die Reduktion potenzieller Hürden, die zu einem Abbruch führen könnten? Hier zeigt sich, dass gut beraten ist, wer sich für die Benutzerführung mehr Zeit lässt und einmal mehr hinterfragt, welches Problem gelöst werden soll.
Schauen wir uns doch an, welche Trends im Bereich UX und UI nützlich sind, diese Ansprüche zu erfüllen!