Check-in
«A bottle so distinct that it could be recognized in the dark or when lying broken on the ground.» Das Briefing für die Coca-Cola-Flasche von 1915 ist nicht nur legendär, sondern war auch wegweisend, indem sie ein Paradigma umkehrte. Die braune Flüssigkeit ist das Produkt, doch das Glas ist die Marke. Es zeigt sich: Die Verpackung ist weit mehr als nur eine Hülle, in welcher Dinge schadlos zu den Konsument:innen gelangen; Das Packaging Design ist für physische Waren integraler Bestandteil der Markenerfahrung. Wir haben uns deshalb angeschaut, was modernes Packaging Design ausmacht und warum es sich lohnt, der Hülle besonderes Augenmerk zu schenken.
Es mag altbacken klingen, daran zu erinnern, dass während heute alles immer digitaler wird, die physische Welt nicht einfach verschwindet. Trotzdem lässt sich nicht daran rütteln, denn wir können zwar praktisch alles online bestellen, aber nicht jedes Produkt lässt sich downloaden. Ein digitaler Pulli wärmt nicht, Einsen und Nullen haben keinen Nährwert, man kann ein Parfüm nicht digital versprühen. Unumstössliche Wahrheiten, auch für Marketingabteilungen. Deshalb kleide sich, wer bleiben will: Besonders so flüchtige Produkte wie Düfte aus Sprühflaschen legen viel Wert auf aussagekräftige Hüllen, also kunstvolle Flakons, die selbst bereits die zweite Verpackung zwischen uns und dem erträumten Wohlgeruch darstellen. Wer es geschickt anstellt, kann die Erwartungshaltung so weit steigern, dass sie sich auf das Produkt überträgt.
In diesem Sinne macht das Packaging Design Marken. Nicht nur Parfümhersteller, sondern auch Firmen wie Toblerone, Coca Cola und auch Apple haben das längst erkannt und für sich zu Nutzen gemacht. In manchen Fällen geht die Strahlkraft der Hülle so weit, dass der Inhalt an sich unwichtig wird: Bei Andy Warhols ikonischen Suppendosen ist die Verpackung an sich das Kunstwerk. Oder ganz konkret: Die Fetischisierung industrieller Produktverpackungen selbst findet Ausdruck und Befriedigung in den Unboxing-Videos (ein Beispiel sei hier aufgeführt), die es zu hunderten auf YouTube gibt. Das Produkt ist dabei fast zweitrangig.